Zehntausende Burgenländer gerieten während des Zweiten Weltkrieges in Kriegsgefangenschaft. Die Rückkehr der Kriegsgefangenen, vor allem jener aus der sowjetischen Gefangenschaft, zog sich über ein ganzes Jahrzehnt. Der größte Teil der Gefangenen gelangte in 39 Transporten im Zeitraum September 1947 bis März 1948 nach Österreich. Die meisten Transporte kamen in Wiener Neustadt an, wo sie zumeist sehr emotional und mit kleinen Präsenten, wie etwas Geld, Zigaretten, Kleidung, Fahrkarten für die Weiterfahrt und einer warmen Mahlzeit, empfangen wurden. Auch die Bevölkerung in Rust wurde dazu aufgerufen, eine „spezielle Ruster-Spende“ für die Heimkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft zu leisten. So schrieb Bürgermeister Johann Wiesinger jun. am 21. August 1947:
„An alle Ruster! Im Auftrage der Burgenländischen Landesregierung und des Landesverbandes Burgenland vom Roten Kreuz wird an Buch, alle, die Bitte gerichtet an einer Sammlung für die burgenländischen Heimkehrer aus Rußland tatkräftigst und opferbereit mitzuhelfen. Um auch unseren burgenländischen Heimkehrern in Wr. Neustadt einen herzlichen Empfang bereiten zu können, ersuchen wir alle opferbereiten Ruster mit ansehnlichen Spenden ihre Hilfsbereitschaft zum Empfang der Heimkehrer zum Ausdruck zu bringen. Gebeten werden vor allem Flaschenweine, Weintrauben und Geldspenden. Es wird ersucht Geldspenden gleich auf der Liste einzutragen und abzuliefern. Die Flaschen und die Weintrauben werden im Laufe des Samstags, des 23. August, Vormittag, im Neuen Spritzenhaus von der Leiterin des Roten Kreuzes in Rust Frl. Laura Frankendorfer übernommen. Die Spenden sollen den Zweck erfüllen allen burgenländischen Heimkehrern den ersten Gruß der Heimat entgegenzubringen. Die erwarteten größeren Geldbeträge sollen dem Heimkehrer die ersten Tage bei den Seinen etwas sorgenloser verbringen lassen und ihm Gelegenheit geben, sich gleichzeitig von den Strapazen der Gefangenschaft und langen Reise zu erholen. Ich appelliere an das gute Herz der Ruster, ob arm oder reich, das Ihre dazu beizutragen, damit jeder Heimkehrer, welcher so lang fern der Heimat war, das Empfinden hat, wirklich in der Heimat unter uns zu weilen. In der sicheren Hoffnung, daß sich niemand von dieser edlen Aktion ausschließen wird, ein jeder das bestmögliche dazu beiträgt, denn auch das kleinste Opfer wird dankend entgegengenommen, dankt Ihnen allen edlen Spendern im Namen der Heimkehrer im Voraus der Bürgermeister.”
(Artinger Heribert. Chronik der Freistadt Rust 1850-1950. Graz 2002. S. 327)